Uberblick. 37
wegen größtenteils Tundra und Wald. — Gesundheitsfeindlich wird das
Klima auf den Snndainseln durch die Malaria; aus Indien stammt die
Cholera, in Vorderasien kommen Aussatz und Pest vor.
4. Die Tier- und Pflanzenwelt Asiens ist besonders durch
zahlreiche Haustiere und durch die Menge nutzbarer Pflanzen
gekennzeichnet. Aus Vorder- und Hochasien stammen die meisten unserer
Getreidearten, ferner Weinstock, Kirschbaum und Edelobst, Rose, Hanf und
Flachs. Endlich haben hier wichtige Haustiere, als Pferd, Rind, Esel, Ziege,
Schaf und die beiden Kamelarten, ferner Pfan und Haushuhn ihre Heimat.
Das Mousuugebiet ist reich an tropischen Kulturgewächsen (Reis.
Teestrauch, Zuckerrohr, Kaffee, Sagopalme, Banane) und köstlichen Ge-
würzen (Ingwer, Pfeffer, Zimt, Gewürznelke, Muskatnuß). Der Üppigkeit
in der Pflanzenwelt entspricht die reichgestaltige, tropische Tierwelt. Die
Säugetiere sind in Indien durch den Elefanten, das Nashorn, den
Bären und Tiger in großen kräftigen Arten vertreten im Gegen-
satz zu den schwächlichen Formen der fruchtbaren Tropenlandschaften am
Amazonenstrom. Der Elefant ist in Indien seit uralten Zeiten gezähmt.
Der König unter den Raubtieren ist der Königstiger. Zahlreiche Affen-
arten, das Nashorn, Fledermäuse und Schlangen beleben das Dickicht. In
den indischen Strömen lebt das Krokodil. China ist die Heimat der Fasane,
Goldfische und der Seidenraupe. — In den Wäldern des Nordens leben
Pelztiere.
5. Die Bewohner. In Asien wohnt die Hälfte der ganzen Mensch-
heit; an Bevölkerungsdichtigkeit steht es nur Europa nach. Die vor-
herrschende Rasse ist die mongolische, die den 0. und N. bewohnt; dann
folgen die Mittelländer in Vorderasien und im u. Vorderindien, endlich
die malayische im 80. Die Bewohner Vorderasiens und zum Teil die
von Südasien sind Mohammedaner. Christen gibt es in Asien nur in be-
schränkter Zahl.
Asien ist die Heimat der Religionen, die den Glauben an einen Gott
lehren: des Judentums, Christentums und des Mohammedanismus.
Seit den ältesten Zeiten unterhielt Europa mit dem Morgenlande den
regsten Handel. Namentlich trugen auch die Kreuzzüge, ganz besonders
aber die Entdeckung des Seeweges nach Ostindien dazu bei, Handel und
Verkehr mit den Ländern des Orients zu beleben. Aber auch feindliche
Einfälle sind zu verzeichnen. Mehrmals sind von Asien Völkerwogen
ausgegangen, die die aufblühende Kultur Europas zu vernichten drohten,
wie die der Perser, Hunnen, Mongolen, Türken. Infolge der Bestrebungen
europäischer Kolonialmächte ist 3/5 der Bodenfläche und fast J/2 der Be-
völkerung Asiens von Europa abhängig.
2. Die Länder Borderasiens.
1. Kleinasien, fast so groß wie das Deutsche Reich, 9 Mill. E., früher
auch die Levante, das Land des Sonnenaufgangs, genannt, ist eine im
N. und S. von Randgebirgen begrenzte, viereckig gestaltete Hochfläche. Die
Westküste ist eine reich gegliederte Aufschließungsküste, von der die wichtigsten
Verkehrsstraßen nach dem Innern ausgehen. Im 8. der T a n r u s. De*
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Extrahierte Ortsnamen: Indien Vorderasien Asiens Indien Amazonenstrom Indien China Asien Europa Vorderasien Vorderasiens Asien Christentums Europa Ostindien Asien Europas Hunnen Europa Kleinasien Deutsche_Reich
82
Die fremden Erdteile. Amerika.
Nach Klima, Pflanzen-, Tier- und Menschenwelt sind Süd- und
Mittelamerika eng miteinander verknüpft.
5. Das Klima von Südamerika ist mit seiner gleichmäßigen Wärme
echt tropisch, der Regenfall ausreichend. Die südlich von Valparaiso Herr-
schenden ^V.-Winde bedingen eine sehr feuchte W.-Seite der Kordilleren und
eine trockne atlantische Seite.
Von Mexiko ab nordwärts herrscht das nordamerikanische Land-
klim a, s. S. 71.
In bezug auf die Pflanzen ist Südamerika das Festland der
Tropenflora, die sich sogar in die Anden und weit nach 8. hin erstreckt.
An einheimischen Nutzpflanzen ist Amerika im Vergleich zur alten Welt arm,
aus Südamerika stammen Kartoffel, Kakao, Chinabaum und Mais;
Mexiko hat uns den Tabak geschenkt.
Die Pflanzenwelt Nordamerikas zeigt mit der europäischen eine
gewisse Ähnlichkeit, weil Alte und Neue Welt früher zusammenhingen; doch ist
der amerikanische Wald artenreicher, als der europäische, weil die Eiszeit nicht
so sehr mit den Arten aufräumte, wie in Europa. So gibt es in Europa
20, in der Union dagegen 50 Eichenarten. Auch haben sich ans gleichem
Grunde hier ältere Baumformen erhalten, wie die Magnolie, die Sumpf-
cypresfe und der riesenhafte Mammutbaum der Sierra Nevada.
Die Tierwelt Südamerikas hat sich infolge seiner Abgeschlossenheit
ganz eigenartig entwickelt, es fehlen die entwickelten, kraftvollen Gestalten der
hochstehenden Säugetiere der Alten Welt. Endemische Arten sind z. B.
das Lama, das Faul- und Gürteltier, der Ameisenfresser. Südamerikas
Tierwelt steht also in der Mitte von der des dürftigen Australien, mit dem
es die Beuteltiere teilt, und der der reich ausgestalteten Ostfeste.
Nordamerikas Fauna zeigt im 8. Übergänge zu der südameri-
kanischen, im N. zu der europäisch-asiatischen (-eurasiatischeu); einzelne
Tierformen, wie Bären, Wölfe, Dachse, Füchse, Marder, Hirsche, stimmen
auffallend überein. Außer den altweltlichen Haustieren finden sich jetzt
überall in Nordamerika der Spatz und die Wanderratte.
6. Die Urbevölkerung sind die Indianer. Sie haben straffes,
grobes, schwarzes Haupthaar und spärlichen Bartwuchs. Die Hautfarbe spielt
bald ins Gelbe, seltener ins Rote; die Stirn ist zurückweichend, die Joch-
bogen springen vor. Die Augen sind meist klein. In allen körperlichen
Merkmalen erinnern die Indianer lebhaft an die Mongolen.
Durch die Einwanderung der Weißen wurde das ganze Gepräge
Amerikas umgewandelt, die Urwälder verschwanden zum Teil, europäische
Nutzpflanzen und Tiere verdrängten die einheimischen. In Nord
amerika führte der erbitterte Raffenkampf zum Untergange der Indianer,
ein germanischer tatkräftiger Stamm nimmt das Land ein. Im spanischen
Amerika verschmilzt der Indianer mit dem romanischen Weißen zu einer
neuen Mischrasfe, in denen die Eigenschaften des Indianers zur Geltung
kommen.
Die Schwarzen, die Neger, wohnen hauptsächlich in Mittelamerika
und den Nachbargebieten.
Trotz der großen Einwanderung ist in Amerika noch viel Platz für den
Menschen. Daher werden die Bodenerzengmfse nicht aufgebraucht, und
Amerika kann von seinem reichen Überschuß an Europa abgeben.
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Extrahierte Ortsnamen: Amerika Mittelamerika Valparaiso Mexiko Amerika Südamerika Mexiko Nordamerikas Europa Europa Sierra_Nevada Australien Nordamerikas Nordamerika Nord
amerika Amerika Mittelamerika Amerika Amerika Europa
Südasien.
43
3. Südasien.
1. Borderindien nimmt das große Länderviereck zwischen dem Himalaja,
Iran und dem Meere ein. Es ist über siebenmal so groß wie das Deutsche
Reich und mit seinen rund 300 Mill. E. nächst China das volkreichste Land
der Erde. Der Bodengestaltung nach gliedert es sich in das Himalaja-
gebiet, das indische Tiefland und das Hochland von Dekan.
a) Der Himalaja, „die Wohnung des Schnees", ist das gewaltigste
und großartigste der asiatischen Gebirge und ein Glied des ausgedehnten Bogens
jüngerer Faltengebirge, der vom westlichen Mittelmeer bis 8o.-Asien reicht.
Es ist so lang, wie die Strecke von Paris bis Moskau, und breiter, als die
Fläche vom sächsischen Erzgebirge bis zur Ostsee. Sein Abfall ist gegen die
indische Tiefebene ungleich gewaltiger, als gegen die n. Hochländer. Die
größte Erhebung ist der Mount Everest, 8840 in hoch, der höchste
Berg der ganzen Erde. Bei seiner günstigen Lage gegenüber den regen-
spendenden Monsunen (S. 30) ist das Gebirge sehr reich an Niederschlägen.
Die großen Ströme Indiens, Indus, Ganges und Brahmaputra,
haben auf dem Hochgebirge ihre Quellen. — Da der 8.-Abhang feuchte Luft
und reiche Niederschläge aufweist, rückt hier die Schneegrenze tiefer herab, als
auf der ^l.-Seite, wo ein trockenes Steppenklima herrscht.
d) Das indische Tiefland breitet sich s. vom Himalaja um die Ströme
Indus und Ganges mit Brahmaputra aus. Der Indus vereinigt sich
mit dem Satledsch, der ihm noch das Wasser von 4 anderen Flüssen zuführt
(Fünfstromland, Pandschab)*), und mündet in Deltaform ins Arabische Meer.
Das Tiefland um den Indus ist nur im N., im Fünfstromland, recht
fruchtbar. Weiter nach 8. wird es auffallend trocken und waldleer und geht
zuletzt in die Wüste Tharr über.
Der Ganges, der „heilige Strom" der Hindu, entspringt auf dem
8.-Abhänge des Himalaja. Im Tieflande wendet er sich nach O. und ver-
einigt sich im Mündungsgebiet mit dem Brahmaputra (Sohn des Brahma),
der in scharfem Bogen den Himalaja nmfließt und mit dem Ganges das
größte Delta der Erde bildet. Die Sumpfdickichte der „Tausend-
mündnngen" sind die Heimat giftiger Schlangen, riesiger Krokodile, großer
Dickhäuter und blutdürstiger Königstiger, endlich auch der Hauptherd der ge-
fürchteten Cholera. — Das Gangestiefland, auch Hin dost an, d. i. Land
der Hindu, genannt, liegt in der Monsunzone und ist infolge reichlicher
Niederschläge und tropischer Wärme das fruchtbarste, am üppigsten bewachsene
Tropenland des asiatischen Festlandes. Angebaut werden Reis, Hirse,
Weizen, Baumwolle, Tee, Opinmmohn.**) Zahlreiche und große Tiere
sind vertreten. Das wichtigste Haustier ist der Elefant.
c) Das Hochland von Dekan, Südland, bildet ein größtenteils oft-
wärts geneigtes, mäßig hohes Tafelland, das durch die Randgebirge der
Ost- und West-Ghats von den beiden Küsten von Koromandel und
Malab ar abgeschlossen wird. Auch diese Tafel weist in ihrem Bau auf
*) Dazu vergl. das Wort „Punsch".
**) Die früher blühende Jndigoausfuhr (1895:72 Mill. Mk.) ist fehr
zurückgegangen (1904 : 10 Mill. Mk.), weil Indigo in Deutschland aus Naph-
talin billiger hergestellt wird.
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Extrahierte Ortsnamen: Himalaja Iran Deutsche
Reich China Paris Moskau Niederschlägen Indiens Deltaform Arabische_Meer Deutschland
Nordasien. 53
Dazu kommen die großen Wärmegegensätze des dortigen Landklimas: lange,
strenge Winter mit furchtbarer Kälte und nach raschem Übergange heiße
Sommer, in denen sich die Pflanzenwelt entwickelt. So hat Jakutsk, das
weniger nördlich als Bergen liegt, im Januar —43°, im Juli 19°. Zu
dieser Gestaltung des Klimas trägt außer der n. Lage Sibiriens Bodenge-
staltung bei. Es ist im 0. überall von Randgebirgen umgeben. Hier
herrscht daher die größte Kälte, das Gebiet des Sibirischen Kältepols
(S. 29), wo man bis unter —70° beobachtet hat. Das günstigste, dem
Anbau von Früchten recht zuträgliche Klima haben die s. Gebirgstäler und
Ebenen. So eignet sich auch der größte Teil des Amurgebiets zum Feldbau;
in Kamtschatka dagegen (zwischen 50 und 600 n. B.) will Getreide nicht mehr
fortkommen; wohl aber gibt es hier dichte Laub- und Nadelwälder.
Die Pflanzen-und Tierw elt ist in den einzelnen Gegenden Sibiriens
sehr verschieden. Der Sw. ist eine Fortsetzung der turanischen Steppe und
wird hier wie dort von dem Nomadenvolke der Kirgisen bewohnt. N. davon
zieht sich vom Ural bis zum Altäi ein breiter Gürtel fruchtbarer
Schwarzerde hin, die sich infolge zahlreicher Niederschläge und genügender
Jahreswärme zum Ackerbau wohl eignet. Noch weiter nach K erstreckt sich
vom Ural bis zum Großen Ozean ein breiter Gürtel von Nadelholz-
Waldungen, die Heimat von allerlei Pelztieren, Zobel, Hermelin, Polar-
fuchs und wilden Jägervölkern. Den äußersten N. Sibiriens erfüllen die
Sumpf- und Moosflächen der öden Tundra.
Die Tundra ist die unabsehbare Wüste des Nordens. Im 8. grenzt sie
an den Gürtel der Wälder; im N. verschmilzt sie mit der dämmernden Fläche
des Eismeers. Während des 8—9 Monate langen Winters ist die gefrorene
schneeweiße Tundra eine grenzenlose, blendend' weiße Ebene. Die Riesen-
ströme liegen unter dicker Eisdecke. Tage, Wochen kann das flüchtige Gefährt
des Reisenden über^die Schneewüste gleiten, ohne eine menschliche Wohnung
anzutreffen. Die Sonne erhebt sich wochenlang gar nicht bis über den Hori-
zont; der Silberglanz des Mondes und die Strahlengarben des Nordlichtes
erhellen das lange nächtliche Dunkel. Oft braust die'„Purga", der grausige
Schneesturm der Tundra, in furchtbarer Macht über die Schnee-Einöden
und begräbt unter ihren lawinenartigen Schneemassen die Hütten der Ein-
geborenen. Der König der Tiere in sener „Zone des Eises" "'ist der Eisbär;
weiter s, hausen der Wolf, der Polarfuchs und das wilde Renntier. — In
dem kurzen Sommer zeigt die Tundra ein ganz anderes Bild. Der Moor-
bvden taut einige Zoll auf, bildet Sümpfe, Seen und Rinnsale, deren Ufer
sich mit Laubmoosen, Flechten, Gräsern, Zwergweiden und Beerenstauden be-
decken. Hier weidet der Samojede seine Renntierherden, begleitet vom Hunde,
dem zweiten Haustier des Nordens. Von 8. her ziehen zahllose Scharen
von Polarenten, Gänsen und Schwänen heran und erfüllen die Luft mit
betäubendem Geschrei und Geschnatter. Wolken von Mücken und Bremsen
sind in dieser kurzen Sommerszeit eine Landplage sür Menschen und Vieh.
Die Bevölkerung Sibiriens ist entsprechend der Natur des Landes
nur sehr gering, a) Die Eingeborenen, etwa V2 Mill., gehören der
mongolischen Rasse an, sind dem Schamanentum*) ergebene Heiden und
gliedern sich in zahlreiche Hirten-, Jäger- und Fischervölker. In West-
Sibirien leben u. a. die Kirgisen und weiter n. die Samojeden, im
0. die Jakuten und Tuuguseu, am Beringsmeer die Tschuktschen.
Die meisten Stämme gehen durch Vermischuug mit den Russen dem Unter-
gange entgegen, b) Die Eingewanderten, die große Mehrzahl der
*) Die Schamanen oder Priester dieses Glaubens führen Zauberkuren
Ahnen Derm:^e''n ^weilen den Verkehr der Lebenden mit ihren verstorbenen
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Südamerika. 79
Dann sind die Llanos fatit, gelb, staubig und heiß; die spärlichen Bäume
ragen trübselig iu die flimmernde Luft. Das Laud gleicht einem reifen
Getreidefelde, dessen Halme düuu gesät stehen. Im trocknen Schlamm
halten Krokodil und Wasserschlange ihren Sommerschlaf, Nach den Regen,
die dem höchsten Sonnenstande folgen, wird das Gefilde ein wogendes
Grasmeer; dann sprießt überall das Grün hervor und nährt Rinder, Pferde
und Wild. Die geringe Bevölkerung, vielfach Mulatten, treibt Viehzucht
und etwas Ackerbau, meist auf Einzelgehöften.
Die Telvas sind Wälder, die sich zu beiden Seiten des Amazonenstroms
ausbreiten und das größte tropische Tiefland der Erde bedecken. Wo
entspringt der Strom? In gewaltigen Engen durchbricht der Amozonenstrom
die Ostketten der Kordilleren und tritt in die Ebene, die er mit seinen Neben-
flüssen einst anschwemmte. Die Mündung macht den Eindruck, als ob sich
ein Süßwassermeer mit dem Ozean verbände. Der nördliche Mündungsarm
ist so breit wie die Entfernung Helgoland—bremerbaven. Der Amazonen-
strom entwässert das größte Stromgebiet der Erde und führt von
allen Flüssen dem Ozean das meiste Wasser zu.
Die große Feuchtigkeit und überaus gleichmäßige Wärme bringen eine
wundersame Üppigkeit im Pflanzenwuchs hervor, so daß ein dämmergleiches
Waldesdunkel im Urwalde herrscht.
Die reiche Tierwelt verschwindet fast im dichten Wald, große Tierformen
fehlen; hauptsächlich sind Wald- und Wasfertiere vertreten. Zu jenen
gehören die behenden Kletteraffen, das Faultier, der räuberische
Jaguar, von diesen sind vertreten das Wasserschwein, das Krokodil,
die in ungezählter Menge vorkommenden Schildkröten und Fische, die
Hauptnahrung der Indianer. Der Reichtum an Insekten ist groß, be-
sonders an Schmetterlingen und Käfern, die Formen in ihrer außer-
ordentlichen Schönheit find ohne gleichen. In den Bäumen leben zahlreiche
Papageien und Tauben.
Die Selvas sind sehr dünn bevölkert und werden wirtschaftlich wenig
ausgenützte Kautschuksammler durchschwürmeu das weite Gebiet; Ackerbau
und Viehzucht wird ab und zu getrieben. Durch die Kautschukausfuhr ist
Para zum zweiten Hafen Brasiliens geworden, der 1. Kautschukhasen
ist Manäos.
Die Pampas erfüllen mit ihrer n. Fortsetzung als ausgeprägt flaches
Tiefland den Raum zwischen Kordilleren und deni Bergland von Brasilien.
Früher war die Pampa ein Meer, das die schmutzig trüben Fluten des
Paraguay ^paragwä-i) und Para na (d. i. Wasser) zuschwemmten. Noch
jetzt wirkt sie in ihrer gewaltigen Einförmigkeit meeresgleich. Wenn auch
meist ausreichend durchfeuchtet, so ist doch die Pampa flußarm. Das
ganze Jahr brausen die Winde über die Grasflur und lassen schwer den
Baumwuchs aufkommen.
Infolge zahlreicher Einwanderung von Europäern wurden die
Gräser, Kräuter und Stauden der Steppe von europäischen Nutzpflanzen und
Bäumen, wie Weizen, Lein, Luzerne — Weiden, Pappeln, Aprikosen, Apfel-
bäumen und Feigen, verdrängt. Hier wie in Chile macht die angebaute
Gegend vielfach den Eindruck, als ob man durch europäische Felder wanderte.
Aus Einzelhöfen werden zahlreiche Herden von Schafen, Pferden und
Hornvieh, insgesamt 150 Mill. Tiere, gehalten und von den Gauchos
(gäutschos) bewacht. In den Pampas weiden die meisten Schafe der Welt.
Endlos dehnen sich Drahtzäune aus, die die Weiden einschließen.
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Australien.
85
oben erst beginnt die Belaubung; die Blätter sind schmal, blaugrün und
sind senkrecht gestellt, als wollten sie sich vor den sengenden Sonnenstrahlen
verbergen. Überall tritt die australische Charakterpflanze, der Eukalyptus,
auf, der im feuchten 0. zuweilen 160 m hoch wird. Au günstigen Stellen
gedeihen Kasuarinen mit nadelartig belaubten Zweigen und zierliche,
palmenähnliche Farnbäume, sowie Akazien. — Alle die stolzen Enka-
lyptus- und Akazienbäume verkümmern im trocknen Innern bei der Dürre
zu einem niedrigen, fast undurchdringlichen Dorngestrüpp, dem Scrub. Er
bedeckt die Regeuriunsale und die feuchteren Stellen. — Mit abnehmender
Regenmenge treten im Murraygebiet Grassteppen, weiter w. Scrub-
gebiete, und dann W ü st e n auf. Der äußerste Sw. beherbergt eine
eigenartige Pflanzenwelt, fast nirgends auf der Erde kommen infolge der
abgeschiedeneu Lage soviel endemische Pflanzen vor.
Die Tierwelt ist die ärmlichste aller Festländer, von Säugern
waren ursprünglich nur Beuteltiere (wie das Känguruh) und Fleder-
mäuse vorhanden. Jene lebten zur Tertiärzeit (S. 24) in der Alten Welt.
Während hier mit der Zeit die Beutler verschwanden, und Raubtiere, Affen
und Huftiere an ihre Stelle traten, behielt das inzwischen von der Alten
Welt abgegliederte Australien jene altertümlichen Tierformen
bis zur Gegenwart. Auch sonst zeigt sich die Ausnahmestellung der
Tierwelt „in den Säugetieren mit Schnäbeln, in den Vögeln mit haar-
förmigen Federn, in den Tauben von Putengröße, in den Ratten mit Kletter-
schwänzen und Schwimmfüßen, in den Eidechsen, die auf zwei Beinen laufen."
2. Die Bewohner sind schokoladenfarbige, häßliche Australueger,
weniger als V* Mill. Sie streifen in geriugzähligeu Horden im Innern
uustät umher, wohnen in Höhlen oder bauen aus Zweigen und Geflecht ihre
einfachen Hütten. Der Mann erlegt das Wild und fängt Fische, dem ge-
plagten Weibe liegt alle Arbeit ob. — Die Mission arbeitet unter den
Australnegern mit sehr geringem Erfolge; die Berührung mit den andern
Weißen gereichte den Eingeborenen zum Unsegen.
Eingewandert sind von den Weißen hauptsächlich Engländer,
außerdem Deutsche, etwa 100000. Auch Chinesen haben sich ange-
siedelt. Das Gold lockte viel Ansiedler herbei. Tie Weißen brachten
europäische Haustiere und Kulturpflanzen, insbesondere Getreide,
Wein und Südfrüchte, mit. Durch Berieselung und artesische Brunnen wurde
die Ertragfähigkeit des Landes gefördert. Die dürren Steppen begünstigten
die Viehzucht, besonders gut gedeiht im trocknen Klima das S ch a f.
Australien nährt nach Argentina die meisten Schafe der
Erde. Wolle und Gold umfassen den größten Teil der australischen
Ausfuhr. Von den eingeführten Tieren haben sich Sperling und
Kaninchen so vermehrt, daß sie zur Landplage geworden sind.
3. Staaten und Städte. Der Australische Staatenbund steht
unter britischer Oberhoheit und umfaßt 6 Staaten. Nenne sie nach der
Karte! Die Namen Queensland (kwmsländ = Königinnenland) und
Viktoria erinnern an die englische Königin Viktoria, zu deren Regierungszeit
die Staaten entstanden. Als Hauptstadt von Australien ist ein 300 E.
zählendes Dorf bestimmt.
Die Bevölkerung ist sehr dünn gesäet, es ist das eine Folge der dürftigen
Natur. Auf dem ganzen, weiten Festland leben kaum soviel Menschen wie
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
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Extrahierte Ortsnamen: Australien Argentina Queensland Viktoria Australien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Albrecht Ii. Johann I. und Otto Iti. 17
Uns des Sprüchworts Wahrheit erproben." So sprechend Hube er feinem Hund einem leckeren Bissen hingeworfen; das Thier aber habe das Fleisch berochen und fei davon geschlichen, und selbst, nachdem man es drei Tage lang ohne andere Nahrnng eingeschlossen, habe es des Markgrafen Gabe nicht berührt. — In einer Zeit, wo solche Sagen Glauben finden konnten, war es nicht zu verwundern, wenn der Markgraf sich durch den Fluch des Erzbischofs bald sehr gedrückt fühlte. Er fürchtete zumal noch stärkere Maßregeln Seitens des Papstes, und doch war ihm gerade damals die ganze Kraft feines Volks nöthig, um die wieder drohenden Kämpfe mit den Danen zu bestehen. Er beschloß daher, den Erzbischof zu versöhnen, mußte sich jedoch zu diesem Zweck zu einem schweren Opfer bequemen. Er und fein Bruder Albrecht übergaben alle ihre Erbgüter (die anhaltifchen Familiengüter) dem Erzbisthum Magdeburg zum Eigenthum, unter der Bebingung freilich, daß sie als Lehens güter ihm und allen feinen Erben wieder übertragen würden. In der Domkirche zu Magdeburg vor dem Hochaltar fanb in Gegenwart eines päpstlichen Bevollmächtigten und zahlreicher Ritter und Geistlichen bic feierliche Uebergabe statt. An biefe Schenkung knüpften sich langwierige und oft erneuerte Fehden zwischen den späteren Markgrafen und dem Erzstift Magbeburg, aber Otto erreichte feinen nächsten Zweck: er wurde vom Bann und vom Gelübbe des Kreuzzugs befreit und konnte nun feine volle Kraft gegen die Dänen wenben, welchen er auch eine bebeutenbe Niederlage beibrachte.
Albrecht Ii. (1205 —1220), welcher Otto Ii. folgte, zeichnete sich unter den heftigen Kämpfen, welche in Deutschland durch den Streit zweier Gegenkönige (Otto Iv. und Philipp) erregt wurden, sowie in den Fehden gegen Dänemark durch Tapferkeit, in all feinem Thun aber zugleich durch besonnene Einsicht aus. Sein Bestreben war besonders darauf gerichtet, das Gebiet Brandenburgs nach der Meeresküste hin zu vergrößern. Um in diesem Unternehmen leichter vorfchreiten zu können, versöhnte er sich mit dem Nachfolger des alten Erbfeindes feines Hauses, Heinrich’6 des Löwen, mit dem braunschweigischen Herzog Otto (als König von Deutfchlanb Otto Iv. genannt). In Begleitung feines Oheims, des alten Herzogs Bernharb von Sachsen, besuchte er den welfifchen Fürsten in seiner Bnrg Braunschweig. Dort stanb ein ehernes Löwenbilb, welches Heinrich der Löwe mit aufgesperrtem Rachen gen Osten hin gerichtet hatte, weil er bort in der Mark Branbenburg seinen Hauptseinb wußte. Der alte Bernhard aber sagte lächelnd zu dem ehernen ^öwen: ,,Wic lange willst du noch nach Osten schauen? Jetzt ist es Zeit, mit deinem Angesicht den Norden zu schrecken." — Otto von Braunfchweig faßte diese Hinbeutung des neuen Frcunbcs lebhaft auf und seitdem fand Brandenburg oft willige Hülfe bei den Nachkommen Heinrich's des Löwen in dem fortwährend erneuerten Kampfe mit Dänemark.
Johann I. und Otto Iii. (1220 -1267). — Albrecht’« Söhne Johann I. und Otto Iii. waren noch minderjährig, als ihnen die Herrschaft über die Markgraffchaft zufiel. Unter der Leitung ihrer klugen und entschloß jenen Mutter, der Markgräfin Mathilde, erreichten sie das Alter der Großjährigkeit ; der Weisheit der mütterlichen Leitung ist cs zuzuschreiben, daß sie der Welt ein Beispiel rührender Eintracht, Liebe und Treue in der ge-
Hahn. preuh. Gesch. 20. Aufl. 2
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TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht_Ii Albrecht Johann_I. Johann_I. Otto Albrecht Otto Albrecht_Ii Albrecht Otto Otto Philipp) Philipp Otto Deutfchlanb_Otto Otto Heinrich_der_Löwe Heinrich Bernhard Otto_von_Braunfchweig Otto Johann_I. Johann_I. Otto Johann_I. Otto Mathilde
Die Elbe. Die Havel. Ii
Sumpsgebiet. Wind und Wasser brachten allerlei Samen hierher. Es
bildete sich im Laufe der Jahrhunderte eine Decke von Moos und Gras;
Weiden, Erlen, Eichen wuchsen wild durcheinander. Noch heute werden
in den Torfstechereien vermoderte Baumstämme gesunden. Wenn sich im
Winter eine Eisdecke gebildet hatte, gingen die wendischen Bewohner der
anliegenden Dörfer in das Bruch und füllten dort ihr Brennholz. Wasser-
Hühner und Schwärme von wilden Gänsen und Enten belebten die Sümpfe.
Störche und Reiher fanden hier reichliche Nahrung.
s) Wie hat die Entwässerung des Fieuer stattgefunden?
Friedrich der Große sorgte für die Entwässerung dieses Sumpfgebietes.
Einen Fluß versah man links und rechts mit hohen Wällen und leitete
sein Wasser in die Havel. Für das andere Flüßchen wurde ein neues
tiefes Bett gegraben, und sein Wasser leitete man in den Plaueuschen
Kanal. Durch den Fiener zog man von W. nach O. einen tiefen Hanpt-
graben und viele Nebengräben, in die man das Wasser der übrigen Bäche
und fumpsigen Stellen leitete. Jetzt siedelten sich fleißige Lente auf den
höhergelegenen Punkten des Fiener an; es entstanden die Orte Fienrode
und Königsrode.
Auf dieselbe Weise und fast zur gleichen Zeit entwässerte man die
etwas nördlich gelegenen Sumpfgebiete, deu Trübenbruch (zwischen
Wust und Hohengören, 112 qkm) und den Stremmebruch (zwischen
den Armen des Flüßchens Stremme).
B. Die Gewässer.
a) Die Ellie.
Die Elbe hat schon einen weiten Laus hinter sich, wenn sie unser
Gebiet berührt. Sie ist bereits eiu Fluß, eiu Strom. (Hauptrichtung?)
Zahlreiche Kähne, Dampfer, und Flöße schwimmen aus ihrem Rücken (Fahr-
straße). Stromauf und -ab werdeu auf dieser grotzen Verkehrsstraße
die verschiedensten Waren befördert (f. die Abbildung auf der nächsten
Seite. Die Elbe führt bedeutende Sandmengen mit sich, die sie an
ruhigen Stellen als Sandbänke (Heger) und Sandinseln ablagert
(Baggerei). Um für die Dampfschiffe die nötige Fahrtiefe zu erhalten,
hat man Buhuen angelegt. Die Ufer sind durchweg niedrig (flach) und
werden häufig bei Hochwasser überflutet, so daß man die anliegenden
Orte und Acker durch starke Dämme (Deiche) schützen mußte. Die au-
grenzenden Felder zeichnen sich durch große Fruchtbarkeit aus (Elbaue).
Aus unserem Gebiete empfängt die Elbe keinen schiffbaren Fluß. Die
größten Wasserläufe sind die Schwarze Elster und die Jhle, fast un-
bedeutend sind die Nnte und die Ehle.
b) Die Havel.
Da, wo die Elbe das Gebiet verläßt, strömt ihr die wasserreiche
Havel zu. Diese ist auch schon ein größerer Fluß, wenn sie das Land
Jerichow berührt. Ihr Unterlauf scheidet unsere Ebene von Brandenburg.
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10
1. Das Land östlich oder rechts von der Elbe-
können wir auch die Kleinbahn besteigen, die mit dem „Fiener Damm"
Parallel läuft.
b) Wie sieht es zur Zeit der Heuernte in dieser Wiesen-
fleische aus? Soweit das Auge reicht, überblicken wir nach allen vier
Richtungen vor der Heuernte eine weitausgebreitete Wiesenfläsche, mit
langem, üppigem Gras bedeckt. Auf- und abfliegen kreischende Kiebitze,
die ihre Eier in den Schlupfwinkeln verborgen halten. Langsam und
gemessen schreiten die Störche durch das Grasmeer; reichliche Nahrung
finden sie hier für ihre Jungen. In den Bächen und Gräben, welche
das Grasmeer durchziehen, halten sich wilde Gänse und Enten auf. —
In der zweiten Hälfte des Juni beginnt die Heuernte. Die scharfen
Senfen rauschen; die Mähmaschinen surren. Bald liegt das Gras in
langen, dicken Schwaden da. Die heißen Sonnenstrahlen verwandeln
das saftige Gras in kurzer Zeit iu Heu. Überall fahren Wagen, mit
duftendem Heu beladen, den Dörfern zu. In kurzer Zeit sind die Wiesen
leer. Im Herbste weiden hier große Pferde- und Rinderherden. In den
Bächen und Gräben schnattern Gänse und Enten.
c) Wirtschaftliche Verwertung. In den Dörfern des Fiener
blüht die Viehzucht. In den Ställen finden wir infolge des guten
Antters, das den Tieren verabreicht wird, viele wohlgenährte Rinder.
In Genthin werden Rinder in großer Zahl an die Händler verkauft. —
Wagenladungen des schönsten Viehes gehen von hier in die Magdeburger
Börde. Die Milchkühe wandern in die Ställe der großen Güter, die
fetten Rinder nach den Schlachtviehhöfen der Städte. So werden die
Bewohner des Bruchs, die früher in dürftigen Verhältnissen lebten, heute
wohlhabend; denn das Vieh wird teuer bezahlt. Früher brachte der Fiener
den Bewohnern wenig Nutzen, heute ist er zur Quelle des Segens ge-
worden. — Auch noch in anderer Weise nützt der Fiener. In den am
tiefsten gelegenen Flächen haben die Sumpf- und Wiesenpflanzen im Lanfe
der Zeit eine Torfschicht gebildet. Der Torf wird in großen Stücken
herausgehoben und getrocknet (Torsstecherei). Er bildet für die Leute
einen billigen Heizstoff. Die höhergelegenen, trockenen Stellen werden
init Feldfrüchten bestellt.
Seitdem durch deu Fiener eine Eisenbahn (die Eisenbahn von Genthin
nach Tuchein? soll erst gebaut werden) und zwei Chausseen gehen, seitdem die
an seinen Rändern liegenden Orie durch gepflegte Landstraßen miteinander ver-
bunden sind, ist er mit anderen Gegenden in Verkehr getreten. (Ziesar im S.;
Genthin, der Planesche Kanal, die Magdeburger—berliner Eisenbahn im N.)
d) Wie mag der Fiener entstanden sein und vor der Ent-
Wässerung ausgesehen haben? In alter Zeit breiteten sich in dem
nördlichen Teile unseres Vaterlandes vier tiefe und breite Flußtäler aus.
Ein Stromtal befand sich da, wo heute die Havel fließt, wo die Havel-
seen und der Fiener sich ausbreiten. Es vereinigte sich dann mit dem
"Elbtale. Kleine Flüsse und Bäche brachten Sand und Schlamin mit und
füllten allmählich das Tal aus. Es entstand auf diese Weise ein großes
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TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
22 2. Das Land zwischen Elbe und Ohre.
H. Das Flachland.
Das Land nördlich von der Ohre bis zur Elbe ist durchaus keine
Ebene. Vielmehr wechseln niedere Höhenzüge, Täler und Einzelberge init-
einander ab. Deshalb nennt man das Gebiet nach der Oberfläche ein
welliges Land. Der Boden ist meist sandig und daher wenig fruchtbar,
besonders im N.w. Kartoffeln und Roggen sind die Haupifnichte. Beffer
gedeihen die Früchte da, wo der Boden lehmig ist. In den Sandgegenden
sind Lupine und Buchweizen zu Hause, und die Ackerflächen dieneinals
Brache den Schafherden zur Weide. Große Strecken sind mit Nadelholz
bestanden. Im Schlitze der Wälder beschäftigt man sich auf dem mergel-
reichen, feuchten Sandboden mit Hopfenbau. An vielen Orten treibt
man auch Obstbau, der reichen Ertrag liefert.
Die Letzlinger Heide.
Die Letzlinger Heide nimmt den Süden des welligen Flachlandes ein. Sie
ist ein großes Waldgebiet (28 677 ka). Die Kiefer herrscht zwar vor, aber auch
Eichen-, Birken-, sichten- und sogar Lindenwälder trifft man an. (Zwischen Colbitz
und Planken stehen 1600 Morgen Lindenwald.) Die Letzlinger Heide hat nur Hoch-
wald. Der größte Teil der Heide ist durch ein hohes Wildgatter eingeschlossen.
Seit länger als 300 Jahren ist die Letzlinger Heide den Hohenzollernsürsten ein
geschätztes Jagdgebiet, Dam-, Rot- und Schwarzwild wird hier in großer Zahl
gehegt und alljährlich bei der Kaiserjagd geschossen. Für das Wild werden im
Forste an verschiedenen Stellen Ackerflächen, „Blößen", mit Lupinen, Hafer, Erd-
äpfeln und Kartoffeln bebaut. Durch verstellbare Gatter sind diese Blößen um-
friedigt. Kurz vor der Kaiserjagd werden die Fruchtfelder dein Wilde überlassen.
Am Jagdtage ^wird das Rot- und Damwild in den Dickungen aufgescheucht und
dicht vor die Schützen gebracht. Das Schwarzwild dagegen wird eingefangen und
in eine Unn'riedigung gesperrt, von wo es durch einen umhegten Gang dicht vor
die Büchse gelangt. Seit 1559 befindet sich in dem Dorfe Letzlingen, nach dem die
Waldnng benannt wird, ein Jagdschloß, In neuerer Zeit ist dieses vergrößert und aus-
gebessert ivorden. Hier wohnt während der Jagdtage der Kaiser mit den Fürsten. Die
übrigen Jagdgäste finden im Dorfe Unterkunft. Dicht beim Schlosse liegt ein großer
und schöner Park, der Tiergarten- Die stärkste Eiche tauftekönigfriedrich Wilhelm Iv.
„Königseiche". Der vor längerer Zeit gefällte Baum hatte in Brusthöhe beinahe 7 m
Umfang, Vom Schlosse aus führen durch das ganze Jagdgebiet schöne fahrbare
Wege. Bemeikenswert ist, daß man in der Letzlinger Heide zahlreiche Mauerreste
findet. Es sollen die Überreste von alten Wendendörfern sein, was aber sehr un-
wahrscheinlich ist. Die Heide führt daher mich den Namen Wendenheide.
Iii. Die Niederungen.
Niederungen befinden sich an der Elbe, an der Ohre und an der Milde.
.i) Ter Drömling.
1. Wo liegt der Drömliug?
Wir fahren mit der Eisenbahn von Magdeburg über Neuhaldens-
leben nach Obisfelde, welches dicht an der westlichen Grenze der Provinz
Sachsen liegt. Zur rechten Hand begleitet uns das Flnßchen Ohre.
Fahren wir nun in nördlicher Richtung nach der Stadt Salzwedel oder
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]